Die Geschichte unserer Schule

Schule an der Forellenstraße

Die alte 1892 in Kirchtrudering erbaute Schule kann die vielen Schüler nicht mehr fassen, deshalb wird der Bau eines neuen größeren Schulhauses an der Forellenstraße beschlossen. Das Richtfest findet am 27.1.1938 statt. Am 6. März 1939 wird der Unterricht im neuen Schulhause aufgenommen. Eingerichtet sind 19 Klaßzimmer, ein Lichtbildraum, eine Turnhalle, ein Gymnastikraum, eine Schulküche mit Nebenräumen und verschiedene andere Räume. Hinzu kommt noch eine Wohnung für den Offizianten.

Hort und Kindergarten werden als selbständige kleine Bauten auf dem gleichen Grundstück erstellt. Das Schulhaus, nach den Plänen von Prof. H. Döllgast erbaut, kostet mit Einrichtung 860000 RM. Es wird am 28.9.1939 im Beisein des Oberbürgermeisters von München eingeweiht und erhält den Namen "Memeler Schule".

Schon beim Einzug zeigt sich, daß das Gebäude zu klein geraten ist, und so muß das alte Schulhaus in Kirchtrudering wieder mitbenützt werden.

Die Schule im Krieg

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges herrscht an der Schule Lehrermangel. Gewöhnlich betreut eine Lehrkraft zwei Klassen. Am 30. Mai 1942 lädt die Memeler Schule 100 verwundete Soldaten und zehn Rot-Kreuz-Schwestern zu einem bunten Nachmittag ein. Die Kinder singen und musizieren für die Gäste.

Bald aber sollten auch Verwundete ins Schulhaus einziehen. Am 10.9.1943 muß das Gebäude geräumt werden. Es wird ein Hilfskrankenhaus eingerichtet. Die Arbeiten dauern bis Juli 1944, und genau an dem Tage, da die ersten Verwundeten eintreffen sollten, am 31. Juli, fallen Bomben in unmittelbarer Nähe des Schulhauses. Wegen der gefährlichen Lage – der gewaltige Komplex hebt sich mit dem weißbekiesten Schulhof wie auf dem Präsentierteller ab – wird von einer Belegung abgesehen. Das installierte Inventar wird entfernt und nach Mittenwald transportiert, wo im Gasthaus zur Post das Hilfskrankenhaus entsteht.
In das hiesige Schulhaus ziehen Angehörige der Organisation Todt, einer paramilitärischen Bautruppe, ein. Sie bleiben bis zum Einmarsch der Amerikaner am 1. Mai 1945.

Wiederbeginn 1945

Das massive Gebäude erhält zwar einige Bombentreffer, übersteht aber dennoch den Krieg in seiner wesentlichen Substanz. So fällt z. B. eine mächtige Bombe in den Schulhof, wo sie einen Trichter von ca. 10 m Tiefe und 15 m Durchmesser bildet. Der Bombentrichter ist zur Hälfte mit Grundwasser gefüllt und wird erst um 1950 eingefüllt.

Von Mai bis Sept. 1945 halten sich Ausländer aller Nationen in der Forellenschule auf. Die Stadtverwaltung München will im Herbst 1945 den Unterrichtsbetrieb in den Schulen wieder eröffnen. So müssen auf Anordnung der Militärregierung die Ausländer das Gebäude räumen. In ihrer Wut schlagen sie "alles krumm und klein". In den zerstörten Räumen finden sich Wanzen, und der Dreck muß mit Schaufeln abgetragen werden.

Am 8. Okt. 1945 beginnt die Schule wieder. Zunächst können nur 6 Klaßzimmer benützt werden. Im Dez. führen die verbliebenen sechs Lehrer und Lehrerinnen sog. Schulappelle für die 22 Klassen durch, weil die Gebäude nicht beheizt werden können. In den Klaßzimmern herrschen Temperaturen von 0° bis zu - 4°, so daß die Tinte einfriert. Die Mädchen nehmen von zu Hause Wolldecken mit und hüllen sich ein, damit sie die 1 ½ Stunden überstehen können. Der Unterricht darf nicht unterbrochen werden, weil sonst das Gebäude von der UNRA (Vereinigung zur Repatriierung von Fremdarbeitern) belegt worden wäre. Erst im Januar 1946 erhält die Schule vier kleine Bunkeröfen und dazu einige Kohlen.

Es dauert noch volle fünf Jahre, bis die ärgsten Kriegsschäden behoben sind und jeder Raum wieder benützt werden kann. Wie die Reparatur eines Klaßzimmers durchgeführt wurde, sei an einem konkreten Beispiel dargestellt.

Im September 1949 erhielt ich mit meiner 8. Klasse einen Raum im Parterre als Klaßzimmer angewiesen. An der Fensterseite zur Forellenstraße hin klaffte ein Loch mit einem Durchmesser von ca. 1 m. Es entstand durch einen Bombentreffer während des Krieges. In den ersten Herbstmonaten störte uns diese Öffnung kaum, unangenehm wurde es erst im November, als naßkalter Westwind hereinblies. Um dieses Übel abzustellen, beschlossen wir, aus Ruinen Ziegelsteine zu holen, sie abzuklopfen und damit das Loch zu schließen. Alle Schüler ohne Ausnahme erschienen an einem Samstag in Arbeitskleidung, brachten Werkzeuge der Väter mit, rührten Mörtel und mauerten das Loch zu. Auch der Fensterstock wurde mit in die Arbeiten einbezogen. Alle beteiligten 56 Buben waren stolz auf ihr Werk; es war unser Zimmer, es war unsere Schule.

Die hier gezeigte Solidarität beherrschte die ganzen 50er Jahre die Klassen, die mir anvertraut waren. Deutlich zeigte sich dies auch im Sport. Um sich für die Schulmannschaft zu qualifizieren, gaben die Buben ihr Letztes. Sie hätten sich – wie man heute zu sagen pflegt - am liebsten in der Mitte auseinandergerissen. Natürlich blieben die Erfolge nicht aus. 50 errangen z. B. die 20 X 100 m Staffeln der Schule sechsmal die Stadtmeisterschaft und dazu noch anderen sportlichen Ruhm. Die heute noch vorhandenen Siegerurkunden legen davon ein beredtes Zeugnis ab.

Neubauten und Erweiterungen

Die Zunahme der Bevölkerung läßt auch die Schülerzahlen emporschnellen. Erweiterungsbauten und Änderungen an den vorhandenen drei Schulen in Trudering können die Misere nicht wenden.

So entstehen auf der ehemaligen Truderinger Gemeindeflur zwei weitere Schulen, Am 27.9.1961 kann das Richtfest für die Volksschule an der Feldbergstraße gefeiert werden. Ein Jahr darauf im Sept. 1962 wird der Unterrichtsbetrieb aufgenommen. Unweit der ehemaligen Klausnerschule bei St. Veit entsteht 1969 die Volksschule am Inzeller Weg. Auf dem Gebiet der ehedem selbständigen Gemeinde Trudering befinden sich nun fünf Volksschulen.

Quelle: Brückl Josef: 1200 Jahre Trudering (1972) Erschienen im Selbstverlag